„Gemeinsam für die beste Versorgung unserer Patient*innen.“

Interview mit Prof. Dr. Reinhard Büttner, Köln, Kongresspräsident des DKK 2024

Prof. Dr. Reinhard Büttner, Direktor des Instituts für Allgemeine Pathologie und Pathologische Anatomie an der Uniklinik Köln
© Peter-Paul Weiler

Alle zwei Jahre findet der größte und älteste onkologische Fachkongress statt – der Deutsche Krebskongress (DKK). Vom 21. bis 24. Februar 2024 wird er zum sechsten Mal gemeinsam von der Deutschen Krebsgesellschaft und der Stiftung Deutsche Krebshilfe ausgerichtet. Thematisch dreht sich alles um das Motto „Fortschritt gemeinsam gestalten“. Im Interview spricht Kongresspräsident Prof. Dr. Reinhard Büttner über die Bedeutung der Zusammenarbeit in der Onkologie und gibt einen Ausblick auf den Kongress.

Sehr geehrter Professor Büttner, wieso haben Sie sich für dieses Motto entschieden?
Prof. Dr. Reinhard Büttner:
Die Fortschritte, die wir in der Krebsdiagnostik und -behandlung in den vergangenen zwanzig Jahren gemacht haben, sind enorm. Heute stehen uns präzisere Strahlen- und Chemotherapien zur Verfügung, die Chirurgie hat sich stetig weiterentwickelt, wir setzen Immuntherapien ein und können durch molekularbiologische Untersuchungen individuelle Behandlungsansätze wählen. All diese Therapieansätze können einzelne Expert*innen aber nicht mehr allein überblicken. Wir brauchen die Zusammenarbeit – interdisziplinär und multiprofessionell. Das beginnt bei den großen Netzwerken wie Onkologischen Zentren, setzt sich in der Forschung bei der Zusammenarbeit zwischen Kliniker*innen und Naturwissenschaftler*innen fort und schließt nicht zuletzt auch die Patient*innen mit ein. Auch Tumorboards sind aus der Krebsbehandlung nicht mehr wegzudenken. Der Erfolg und die hohe Qualität, die wir dadurch erreichen, liegen auch hier an der multiprofessionellen Expertise.
Diese Aspekte wollen wir auf dem Deutschen Krebskongress 2024 in den Fokus stellen. Vier Tage lang werden Expert*innen aus Medizin, Pflege, Wissenschaft und Politik zusammenkommen und miteinander diskutieren, Innovationen vorstellen und sich vernetzen. So lernen wir von- und miteinander und stärken langfristig die Zusammenarbeit, um unsere Patient*innen in Zukunft noch besser zu versorgen.

Sie sind Pathologe. Welchen Einfluss hat das auf den DKK 2024?
Die diagnostische Pathologie hat in den letzten Jahren große Sprünge gemacht. Ohne die Biomarkeranalytik und weitere innovative Verfahren aus unserem Bereich ist eine individuelle Krebstherapie, wie sie heute möglich ist, undenkbar. Diesen Aspekt finden Sie natürlich auf dem Kongress wieder. Als Querschnittsdisziplin wird die onkologische Pathologie in vielen Sitzungen mit Beiträgen und Diskussionen vertreten sein. Zum Beispiel wollen wir neue Diagnostikmöglichkeiten durch den Einsatz künstlicher Intelligenz vorstellen und Fortschritte in der Pathologie sichtbar machen.

Wie wird Interdisziplinarität auf dem Kongress abgebildet?
Die beste Versorgung unserer Patient*innen können wir nur gewährleisten, wenn wir an diesem Ziel gemeinsam arbeiten. Auch viele der Sitzungen auf dem Kongress sind so geplant, dass ein Krankheitsbild aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet wird. Da sprechen Expert*innen der Pathologie, der Strahlentherapie, der Chirurgie, der Radiologie etc. aus jeweils ihrer Sicht zu einem Thema. In Tumorboardsitzungen diskutieren wir multiprofessionell konkrete Fälle. Und auch in Fortbildungssitzungen werden Innovationen zu einem Thema, aber von verschiedensten Fachrichtungen vorgestellt.

Das Motto beinhaltet auch „Fortschritt“. Welche Neuerungen halten Sie für besonders relevant?
Als Highlight freue ich mich auf die beiden Plenarsitzungen zum Thema künstliche Intelligenz. Wir werden darüber sprechen, was jetzt schon möglich ist, das Thema kritisch beleuchten und einen Ausblick in die Zukunft werfen. Aktuell stehen wir mit der Nutzung dieser Technologien noch am Anfang, aber in den kommenden Jahren wird in diesem Bereich sicher viel passieren. Ich bin sicher, dass die Sitzungen spannenden Input zum Thema liefern werden. Aktuell tut sich politisch auch viel: Die geplante Krankenhausreform wird sicher Einfluss auf die onkologische Versorgung haben. Ich hoffe, dass sie den medizinischen Fortschritt und die Umsetzung der neuesten Erkenntnisse am Krankenbett begünstigen wird. Auch diesen Themenbereich decken wir auf dem Deutschen Krebskongress ab, und ich bin sehr gespannt auf die Diskussionen.

Worauf freuen Sie sich besonders beim Kongress?
Der DKK 2024 ist kein Sendeformat, sondern lebt vom Austausch und der Beteiligung aller Anwesenden. Besonders freue ich mich, dass wir auch junge Onkolog*innen einbinden: Ich bin gespannt auf die Studiendaten, die der onkologische Nachwuchs vorstellen wird. Mit dem Studierendentag und dem Tag der jungen Onkolog*innen bieten wir ganz konkrete Angebote, die berufliche Perspektiven in der Onkologie aufzeigen. Und wir gestalten die Sitzungen wieder so, dass der Vorsitz durch eine „Doppelspitze“, bestehend aus erfahrenen Kolleg*innen und einem Nachwuchstalent, geleitet wird. Auch das ist für mich ein wichtiger Punkt im Motto „Fortschritt gemeinsam gestalten“ – nur gemeinsam mit jungen Kolleg*innen und guten Nachwuchswissenschaftler*innen können wir die Onkologie der Zukunft gestalten. Ansonsten bleibt mir nur zu sagen: Ich freue mich auf alle Besucher*innen des 36. DKK. Es werden vier Tage voller intensiver Diskussionen, Wissenszuwachs und Austausch über alle Fachrichtungen hinweg. Gemeinsam können wir unsere Bedarfe auch in die Politik hineintragen. Ich lade Sie herzlich nach Berlin ein – erleben Sie diesen großartigen Fachkongress. Das Programm des DKK 2024 ist hier zu finden.

Quelle: FORUM - Mitgliedermagazin der Deutschen Krebsgesellschaft