Junge Talente im Blick – Deutscher Krebskongress 2026

Interview mit Prof. Dr. Anke Reinacher-Schick, Kongresspräsidentin DKK 2026

Bald ist es so weit: Vom 18. bis 21. Februar 2026 findet der Deutsche Krebskongress (DKK) in Berlin statt. Der DKK ist der größte onkologische Kongress im deutschsprachigen Raum und wird alle zwei Jahre von der Deutschen Krebsgesellschaft und der Stiftung Deutsche Krebshilfe ausgerichtet. Im Interview spricht Kongresspräsidentin Prof. Dr. Anke Reinacher-Schick über die Schwerpunkte des DKK und verrät, warum der Kongress auch für den Nachwuchs spannend ist.

„Zusammen – gezielt – zukunftsfähig“ lautet das Motto des DKK 2026. Warum haben Sie genau dieses Motto gewählt?

Prof. Dr. Anke Reinacher-Schick: Jedes Jahr erkranken rund 500.000 Menschen in Deutschland an Krebs, die Tendenz ist steigend, auch die Zahl der Überlebenden nach Krebs nimmt weiter zu. Unsere Therapiekonzepte werden immer komplexer und erfordern noch mehr Fachexpertise und interdisziplinäre Zusammenarbeit, auch die zunehmende Vulnerabilität der Betroffenen bezüglich Alter und Begleiterkrankungen stellt uns vor große Herausforderungen. Zeitgleich sehen wir uns mit einem zunehmenden Fachkräftemangel konfrontiert. Aber als Kongresspräsidentin möchte ich bewusst nach vorne blicken. Das Kongressmotto „Zusammen – gezielt – zukunftsfähig“ verdeutlicht, wohin die Reise gehen muss. Erstens: Wir benötigen den interprofessionellen Austausch und den verstärkten Dialog mit Krebsbetroffenen. Dies kann nur gemeinsam geschehen. Zweitens: Durch den Einsatz von KI und einer stärkeren Verknüpfung von Forschung und Versorgung werden wir Patientinnen und Patienten noch zielgenauer behandeln können. Und drittens müssen wir für eine zukunftsfeste Versorgung dringend mehr junge Talente gewinnen und für die Onkologie begeistern. Auf dem DKK 2026 werden wir all diese Aspekte diskutieren und die Weichen für die Zukunft der onkologischen Versorgung und Forschung stellen.

Sie haben gerade junge Talente angesprochen. Wie genau wollen Sie Young Professionals für den DKK gewinnen?

Eines meiner Herzensthemen auf dem DKK ist in der Tat die Nachwuchsförderung. Denn wir brauchen die Begeisterung, den Elan und die Kreativität der jungen Leute! Mit vereinten Kräften haben wir in der Deutschen Krebsgesellschaft ein großes Paket geschnürt, mit dem wir sicher viele junge Menschen für den Kongress gewinnen . Erstmals wird es ein Nachwuchsstipendium für DKG-Mitglieder und diejenigen geben, die Mitglied werden möchten. Voraussetzung ist ein aktiver Beitrag auf dem DKK. Mit dem Stipendium unterstützen wir finanziell die Kongressteilnahme. Weiterhin wollen wir dem onkologischen Nachwuchs die Möglichkeit bieten, sich in einer „Meet-the-Expert-Wissensrunde“ mit Expertinnen und Experten unterschiedlicher Fachgebiete auszutauschen und mit AG-Speeddatings Einblicke in die Arbeit unserer Arbeitsgemeinschaften und interdisziplinären Arbeitsgruppen geben. In einer Young Oncology Lounge fördern wir zudem den Austausch und das Netzwerken untereinander.

Mir ist außerdem wichtig, dass junge Menschen auf dem DKK ihr Talent zeigen – in Sitzungen, Vorträgen oder auch in anderen Beiträgen. Wir richten z. B. einen Science Slam aus. Ich freue mich auf das neue Format und bin auf die Beiträge oder Präsentationen gespannt. Zudem werden wir mit dem Studierendentag und dem Tag der jungen Onkologie ein gesondertes Vortragsprogramm für den Nachwuchs schnüren. Wir möchten darüber hinaus die Begeisterung für die Onkologie wecken, indem wir die Vielfalt des Fachgebiets in einer Fotoausstellung zeigen. Wir haben hierzu einen Fotowettbewerb ausgerufen – und lassen Sie mich so viel verraten: Wir haben tolle Einsendungen erhalten, die dann auf dem DKK ausgestellt werden.

Neben Formaten für junge Kolleginnen und Kollegen zeichnet sich der DKK durch das wissenschaftliche Programm aus. Was können wir erwarten?

Wir decken mit dem wissenschaftlichen Programm alle Krebsentitäten ab und diskutieren in mehr als 300 Sitzungen die aktuellen Forschungsergebnisse in der Krebsmedizin. Natürlich widmen wir uns auch den Zukunftsthemen: Wie können KI, Präzisionsonkologie und die neuen zellulären Immuntherapien sowie eine stärkere Fokussierung auf Risikogruppen, die Prävention und die Versorgung verbessern? Inwieweit wird Global Oncology die Versorgungslandschaft verändern? Wir diskutieren zudem über Versorgungsstrukturen und -qualität, Versorgungsgerechtigkeit bei knappen Ressourcen, sowie über die Möglichkeiten der Supportiv- und Palliativmedizin, der Psychoonkologie und der onkologischen Pflege. Und natürlich steht auch das Thema Survivorship und Patient*innenpartizipation auf dem Programm. Ich kann Ihnen versichern: Für jeden Bereich in der Krebsmedizin wird es spannende Sitzungen geben.

Und auf welche Sitzungsformate können sich die Besucherinnen und Besucher einstellen?

Beim DKK sind wir besonders stolz auf die vielfältigen Sitzungsformate. Unsere Leuchttürme sind die Plenar- und Highlightsitzungen mit international renommierten Speakerinnen und Speakern. In Debatten- und interdisziplinären Tumorboardsitzungen mit Ted-Abstimmung wollen wir bewusst zur Diskussion anregen. Für die Fortbildungssitzungen haben wir ein neues Konzept erstellt: Das Format Educational Expert richtet sich an Expertinnen und Experten, die Fortbildungssitzungen Educational Basic an Berufseinsteigerinnen und -einsteiger. Nicht wegzudenken sind auch die Schnittstellensitzungen. Hier werden die Herausforderungen und Chancen an den Nahtstellen verschiedener Disziplinen, Sektoren und Technologiefelder beleuchtet. Darüber hinaus wird es politische Sitzungen geben, in denen wir aktuelle Debatten der Gesundheitspolitik aufgreifen.

Worauf freuen Sie sich besonders beim Kongress?

Ich freue mich auf vier Tage intensiven Austauschs mit Expertinnen, Experten, Nachwuchskräften und Betroffenen. Der DKK lebt von der interdisziplinären Zusammensetzung. Deshalb ist es mir wichtig, auf dem Kongress mit unterschiedlichen Fachgruppen ins Gespräch zu kommen, Wissen auszutauschen und gemeinsam den Fortschritt mitzugestalten – ganz nach dem Motto „Zusammen – gezielt – zukunftsfähig“.